Ausstellung - Kriegsalltag und Abenteuerlust. Kriegsfotografinnen in Europa 1914-1945. Vom 28. September 2017 bis 25. März 2018 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 25.08.2017


Ausstellung - Kriegsalltag und Abenteuerlust. Kriegsfotografinnen in Europa 1914-1945. Vom 28. September 2017 bis 25. März 2018
AVIVA-Redaktion

Das Verborgene Museum. Dokumentation der Kunst von Frauen e.V. zeigt rund 70 Fotografien, Grafiken, Zeitschriften und Dokumente fotografierender Frauen unterschiedlichster politischer Couleur, europäischer Profi- und Amateurfotografinnen, Journalistinnen oder auch Krankenschwestern, die sowohl die beiden Weltkriege als auch den Spanischen Bürgerkrieg dokumentiert haben.




Aus nächster Nähe hielten Frauen den Krieg, die Versorgung der Verwundeten im Lazarett, die Betreuung der Soldaten in der Etappe sowie das Leben zu Hause fest. Sie waren überwiegend gegen Wilhelminismus, Faschismus und Nationalsozialismus, jedoch nicht zwangsläufig pazifistisch eingestellt. Aber auch Frauen, die der NS-Propaganda-Presse in die Hände spielten, sind in der Ausstellung vertreten.

Grausame Faszination

Die jüdisch-österreichische Schriftstellerin und Fotografin Alice Schalek war fasziniert vom Krieg. Zwischen 1915-1917 begab sie sich begeistert als erste akkreditierte Kriegsfotografin bis in die Gebirgszüge am Isonzo und lieferte sich zudem mit dem Wiener Pazifisten Karl Kraus in der Tagespresse aufsehenerregende Wortgefechte. Ihre mit verharmlosenden Kommentaren versehenen Momentaufnahmen brachten ihr den Ruf einer Kriegstreiberin ein. In England waren es die Suffragetten, die neben dem Frauenwahlrecht ab Anfang des 20. Jahrhunderts auch für ihren Einsatz im Krieg kämpften. Die Ausstellung zeigt unter anderem Aufnahmen der professionellen Studio- und Pressefotografin Christina Broom sowie Fotos der Krankenschwestern Elsie Knocker oder Mairi Chisholm, die in Belgien und Russland neben der Versorgung der Verwundeten den Kriegsalltag in der Etappe dokumentierten.

Politisches Statement gegen den Krieg

Die Aufnahmen der in Deutschland geborenen Fotoreporterin und Dokumentaristin Gerda Taro, die gemeinsam mit ihrem Lebenspartner und Kollegen Robert Capa die Greueltaten des Spanischen Bürgerkriegs festhielt, rücken die Menschen, nicht die Waffen oder das Kriegsgeschehen in den Mittelpunkt und klagen den Faschismus und die mit ihm einhergehende Gewalt an. Die Fotografin selbst kam 1937 bei ihrer Arbeit an vorderster Front auf Seiten der Internationalen Brigaden zu Tode und gilt als Pionierin der Kriegsfotografie in Europa.

Zunehmendes Interesse

Mit dem Zweiten Weltkrieg stieg die internationale Teilnahme fotografierender Frauen noch weiter an. 1940 fotografierte die in die Niederlande geflüchtete jüdisch-ungarische Journalistin und Fotografin Eva Besnyö Rotterdam nach der Zerstörung durch die deutsche Luftwaffe und 1944 brachte die deutsch-niederländische Fotografin, Kriegskorrespondentin und Hotelmanagerin Germaine Krull eine ausführliche Reportage über die Befreiung des Elsass durch die Alliierten für den militärischen Pressedienst der Freien Französischen Streitkräfte hervor. Die Bilder und Dokumente der sowjetischen Kriegskorrespondentinnen Natalja Bode und Olga Lander, die im Dienst der Roten Armee für die zentralen Presse-Agenturen fotografierten, zeigen und behandeln den Krieg um Stalingrad und werden erstmals außerhalb der Sowjetunion ausgestellt.

Kriegsberichterstatterinnen in Deutschland. Vom Ersten Weltkrieg bis zur NS-Propaganda-Presse

Zwar hatten die deutschen Frauen keinen Zugang zu den Schlachtfeldern, dennoch übernahm die Mehrheit stolz und freiwillig alle Arbeiten, die zur Versorgung an der "Heimatfront" notwendig waren. So dokumentierte die Amateurfotografin Käthe Buchler im Ersten Weltkrieg Frauen in "Männerberufen" und machte Porträtaufnahmen von Schaffnerinnen, Briefträgerinnen oder Nachtwächterinnen. Für Liselotte Purper begann 1936/37 eine überaus erfolgreiche Karriere als Bildberichterstatterin im "Dritten Reich", nachdem die Chefredakteurin der dem "Deutschen Frauenwerk" angehörenden Zeitschrift "Frauenkultur" auf sie aufmerksam wurde und sie seitdem freiberuflich für die Presse- und Propagandaabteilungen der "Reichsfrauenführung", der "NS-Frauenschaft", der "NS-Volkswohlfahrt", des "Reichsarbeitsdienstes" und andere Organisationen arbeitete. Den thematischen Schwerpunkt ihrer Fotografien bildete der Frauenalltag im Nationalsozialismus. Und auch die Kriegsreporterin Ilse Steinhoff fotografierte während des Zweiten Weltkriegs in den besetzten Gebieten in Libyen 1942 und auf dem Balkan 1941-43 für die gleichgeschaltete nationalsozialistische Presse, wie der Militärzeitschrift "Die Wehrmacht" oder dem Propagandablatt "Signal".

Veranstaltungsort: DAS VERBORGENE MUSEUM. Dokumentation der Kunst von Frauen e.V.
Schlüterstraße 70
10625 Berlin
Weitere Informationen zur Ausstellung unter: www.dasverborgenemuseum.de
Öffnungszeiten:
Donnerstag, Freitag 15 - 19 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr
Geschlossen vom 21.12.2017 – 25.03.2018


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